Samstag, 20. November 2021
Tanz
Schlaftrunken lässt sie sich vom Morgen aufwecken. Arbeitsreiche und erfüllte Tage liegen hinter ihr. Die gewandelten Aufgaben machen ihr Spaß, sie lernt viel Neues, der moorige Geruch gefällt ihr, und ihre Arbeitslast ist um ein Vielfaches geringer, ihre Seele erholt sich.

Die letzten Handgriffe im Wald erledigt sie vor einigen Tagen. Ein paar letzte freundliche Worte, ein paar müde Blicke, dann verlässt sie den dunklen Ort, der sie einige Jahre umfangen und begleitet hat. Auch hat er sie gestärkt und viele Dinge gelehrt, und er war eine Bürde - alles endet nun.

Gestern brauchte sie nicht ins Moor, hier werden ihr viel mehr freie Tage gewährt, die sie begrüßt und genießt. Sie steht früh auf, und backt und kocht und verpackt und sortiert bis in den Nachmittag hinein. Dann stapft sie los, bringt Leckereien, Gekochtes und Gebäck, zu ihren Kindern und ihrer Mutter. Sie verweilt und erledigt Pflichten und ist bis spät in die Nacht unterwegs. Müde und zufrieden erreicht sie die Hütte und sinkt alsbald in das Land der dunklen Lebensseite.

Nun liegen noch zwei eigene Tage frei vor ihr. Sie liebt diesen Gedanken. Die entzündeten Lichter erleuchten warm das Morgengrauen, und auch liebt sie den starken Kaffee. Eine tiefe Ruhe erfasst sie, und ein großes, stilles Glücksempfinden. Die ersten Zwitscherstimmen melden sich zu Wort.

Wagt sie es, tanzen zu gehen?

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