Freitag, 29. Oktober 2021
gesegnete Pracht
Erst weit nach Tagesbeginn gibt die Nacht sie frei. Kein drückender Gedanke ist ihr nachgefolgt, sie ist erholt, frei, unbeschwert. Ein wenig schläfrig tappt sie durch die Hütte, kocht Kaffee, umwickelt einen heißen Stein aus der Glut vom Vortag mit Tüchern und legt ihn sich an die Füße, hüllt sich selbst in wollene Plaids und setzt sich bei weit geöffneten Fenstern, durch die die helle, sonnige, kalte, geschäftige Herbstluft hineindringt, an den sauber gescheuerten Tisch.

Die herrliche, friedliche und stille Nacht bestärkt sie darin, allein ihr Glück in ihrer Hütte zu lieben und niemanden näher kommen zu lassen.

Eine Meise hüpft auf ihr Fensterbrett und beäugt sie neugierig. Aufmerksamkeitsheischend springt sie hin und her, und scheint sie auf die fehlenden Körner hinweisen zu wollen.
Die Vögel haben sie im Sommer wenig beachtet, kaum dass ein Federwesen ihrer Hütte näher kam. Sie atmet die frische Luft tief ein, prüfend auf das Wissen der Jahreszeiten, das in jedem Hauch enthalten ist, wickelt sich dann aus ihren Decken und holt die sorgsam getrockneten und gelagerten Futterrationen aus dem Vorratsschuppen und legt etwas für die zwitschernden Gesellen aus.

Auch wenn es kalt ist, wabert die Zeit träge und zähflüssig wie in einem späten Hochsommertag vorbei, verlangsamt, und sie genießt sie, ebenfalls gemächlich und versunken, ohne zuvor und danach, nur mit Kaffee.

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