Sonntag, 6. Juni 2021
Sommerwelt
kaetzchen-prinzessin, 08:33h
Der Wolf hat das Ende beschlossen, wieder einmal, und wieder einmal, ohne ein einziges Wort darüber zu verlieren.
Geübt lässt sie ihn los, und trägt den Schmerz in einer Seitentasche mit sich.
Ein weiter Weg liegt vor ihr. Seit Tagen beschäftigt sie sich mit dieser Reise, legt nur die allernötigsten Dinge für ihr Tragetuch zurecht; ihr Tragetuch, das sie vorn auf der Hüfte gebunden mit sich trägt, um Schultern und Hände frei zu haben.
Sie ist froh, dass sie den Wald und seine harte Arbeit verlassen wird. Auch den Wolf wird sie nun nicht mehr sehen, sie werden sich nicht mehr über den Weg laufen. Beruhigt denkt sie an den neuen Ort, an dem sie zukünftig ihr Werk verrichten wird und so kann sie befreit und unbeschwert losgehen.
Am Tag ihres Aufbruchs erwacht sie früh, prüft den Himmel und entscheidet sich für die leichteste Kleidung, die sie besitzt. Sie trinkt Kaffee, legt sich den klein zusammengelegten Regenschutz und das Bauchtuch um die Mitte und wandert los.
Die ersten Meilen fliegen an ihr vorbei, der gewohnte Weg lässt ihren Gedanken freien, großen Raum. Unzugängliche Stellen umgeht sie geschickt und kommt so zügig voran. Ihre erste Rast legt sie spät ein, am Rande eines Ackers lässt sie sich nieder, im Schatten und auf einem Baumstumpf.
Genussvoll isst sie Brot und Ei, und trinkt viel von dem klaren, immer noch kühlen Wasser. Doch schnell eilt sie weiter, sucht und folgt weiter dem Fluss, denn vor ihr liegt die längste und schwerste Etappe ihres Weges. Mittlerweile brennt die Sonne, die noch nicht hoch am Himmel steht, und sie entledigt sich ihres Leibchens und ist froh über ihr Kopftuch, das ihr wenigstens geringen Schutz bietet.
Sie holt zu gleichmäßigen, forschen Schritten aus und durcheilt die Natur. Vögel kündigen sie erstaunt an, so als kennen sie keine Menschen, ein dunkelgefärbtes Eichhörnchen mit glänzendem Fell kreuzt direkt vor ihr den Pfad.
Später verbreitert sich der Weg wieder etwas und das Gehen gelingt besser, auch wenn sie zunehmend müder wird und ihre Füße spürt. Dennoch erreicht sie so schon am frühen Nachmittag das Einzugsgebiet der großen Bauernschaft, das ihr erstes Quartier sein soll. Nach und nach sieht sie mehr Gestalten auf den Feldern, Geräte und Fuhrwerke stehen an den Rändern der Weiden, vielleicht nur noch eine Stunde bis zum Ziel.
Glücklich erreicht sie bei strahlendem Sonnenschein die Ansammlung der Siedlungen. Sie streift sich ihr Leibchen über, wäscht sich am Brunnen Arme und Gesicht und kauft sich bei einem fliegenden Händler eine kühle Limonade - herrlich!
Ihre Herberge kennt sie bereits, schon früher hat sie hier für eine Schlafstatt bezahlt. Sie bezieht den kleinen, dunklen Raum mit dem sauberen Bett mit frischem Linnen und geht zurück ins Dorf. Ihre Füße schmerzen heftig, und die Beine und Waden wollen nicht so recht, wie sie will.
Bei einer Bäuerin erhält sie ein leckeres Mahl, das sie verschlingt und nicht ganz schafft, dazu ein großes kaltes Bier. Sie schlägt die Reste des guten Essens in Ölpapier ein und kehrt zurück in die Unterkunft. Dort wäscht sie gründlich einen Teil ihrer Kleidung und sich selbst und fällt dann erschöpft in das unberührte Bett.
Die Nacht ist unruhig, draußen herrschen Unwetter und Gewitter, Regen rauscht in Mengen und lässt sie immer wieder erwachen. Doch frühmorgens, sie ist erstaunt, ist sie erholt und wiederhergestellt und bereit für ihren Weg.
Die Feuerstelle nutzt sie für heißes Wasser und Kaffee, den sie genießt und in kleinen Schlückchen trinkt, um sich nicht zu verbrennen. Er lockt die letzten noch ruhenden Lebensgeister hervor und sie bricht gestärkt und beflügelt auf. Für ein paar Groschen erwirbt sie ein Frühstück und füllt ihre Wasservorräte am Brunnen auf. Sorglos und frei verlässt sie den Ort und erreicht schnell die offene Landschaft.
Der Himmel ist bedeckt und die Luft warm. Bienen summen um die Blüten des leuchtenden Klatschmohns herum und Mücken bilden kleine Wölkchen, die sie wegen der juckenden Stiche meidet. Sie durchwandert Wäldchen mit frischen Tannengerüchen, beobachtet Enten, Reiher, Falken, Bussarde und die vielen kleinen Vögel, die alle mit dem gleichen beschäftigt sind - ein Werben, Gezwitscher, Brutpflege um sie herum. Gleich morgens durchquert sie einen völlig zugewachsenen Teil, Schuhe und Hose werden gänzlich durchnässt von den hüfthohen Pflanzen und Gräsern, Nesseln verbrennen ihre Haut. Doch sie findet ihn wieder, den freien Pfad, prüft ständig die Richtung und meistert die Bedrängnis.
Diesmal gestaltet sie ihr Tempo etwas ruhiger, denn ihr Wanderabschnitt für den Tag ist etwas kleiner. So kann sie mehr schauen, und ihr Geist und ihr Herz finden Ruhe und Entlastung, mehr mit jedem Schritt, den sie tut.
Mittlerweile findet sich keine Wolke mehr am Himmel, das Leibchen ist längst im Gepäck verschwunden, und als sie ein Feld mit Erdbeerpflanzen passiert, legt sie eine lange, genussvolle Rast ein. Schuhe und Strümpfe kommen zum Trocknen in die Sonne, sie findet Entspannung auf einem umgelegten Baum und baut sich ein leckeres Buffet auf: zu den vielen gepflückten saftigen Beeren gibt es den Rest des Gekochten vom Vortag, ein Brot, ein Ei und frisches Wasser. Sie isst in Ruhe, sammelt ihre Kräfte, verweilt einige Zeit. Doch dann legt sie erneut die Strümpfe an, schlüpft in die Schuhe, geht ein paar steife Schritte zum Feld, erntet noch ein paar süße Früchte und setzt die Tour fort.
Durch die Hitze und die sengende Sonne stapft sie erneut ihrem Etappenpunkt entgegen, gleichmäßig, stoisch, klar, erfüllt von der Natur und einem schlichten Frieden. Sie wandert an Weiden mit jüngst geborenen Kälbchen vorbei, überquert mehrmals den Fluss -mal zeigt er sich rauh, meist aber breit und ruhig-, aber auch Bäche und einen großen Kanal, trifft nur sehr selten Menschen, geht auf im Moment und im Leben, ist unbeachteter Teil des Großen Ganzen.
Und wieder schon am frühen Nachmittag nähert sie sich der Ansiedlung mit ihrem nächsten Quartier. Von ferne schon sieht sie die Spitze eines mächtigen Kirchtums, erstaunlich für die winzige Ortschaft. Die Sonne verbrennt ihr schmerzhaft die Schultern, und sie legt sich zum Schutz das Hemd um. Die letzten Meter scheinen sich endlos hinzuziehen, und glücklich nimmt sie ein Sorbet an, dass Kinder am Dorfeingang feilbieten. Sie fällt auf eine Bank, verspeist die süße labende Speise, und glaubt, keinen Meter mehr gehen zu können.
Im Wirtshaus wird sie vorstellig und bekommt ihre Kammer zugewiesen. Waschgelegenheit und Wirtschaft sind komfortabel, und so kühlt und wäscht und erholt sie sich wunderbar. Frisches und vielfältiges Essen macht ihre Pause vollkommen.
Abends besucht sie die Kirche, kniet sich auf die kalten Felssteine des Bodens und dankt dem Schöpfer für ihre Gesundheit und die Schönheit dieser Tage. Sie entzündet ein Licht für die gläubigen Seelen und schlendert anschließend über den Gottesacker, betrachtet und studiert alle Inschriften und Gärten. Danach flaniert sie durch alle Gassen und kleine Alleen, betrachtet die Höfe und Katen der Landmänner und -frauen und Knechte und Mägde. Wieder trinkt sie ein kühles Met, bevor sie sich zeitig zur Ruhe legt.
So erwacht sie früh am letzten Tag ihrer Tour und verlässt grußlos das noch schlafende Haus. Das nahe Ziel beflügelt ihre Schritte, und ohne Vesper schreitet sie behende aus. Wieder ist der Himmel wolkenverhangen, und sie begrüßt die Kühle des Morgens.
Eine dünne, schwarze Schlange windet sich direkt vor ihren Füßen, am Kopf trägt sie eine seltsame weiße Zeichnung. Verschreckt und schnell schlängelt sich das ungewöhnliche Tier ins Unterholz, noch bevor sie es besser betrachten kann.
Ihr Blick fällt - fast ein wenig wie gelenkt, so denkt sie später - auf vier Bäume zu ihrer Linken, Birken sind es. Sie spürt, nein, sie weiß, es ist wie eine Eingebung, sicher und klar, sie sieht vor sich ihr Leben; ihre Lebenszeit wird dargestellt von diesen vier weiß umringten Hölzern. Der erste Baum ist schmal, leicht geneigt, er steht nicht gefestigt und scheint biegsam und schmächtig. Der zweite ist rank und stark, und hat eine zweigeteilte Krone, genau wie der dritte, der einen mächtigen Stamm und ein festes Fundament aufweist. Plötzlich wird ihr klar, dass sie durch den dritten Baum dargestellt wird, und ihr Lebenszeitpunkt sich an dieser Stelle findet. Der vierte Baum, den sie erst spät sehen kann, steht er doch dicht bei seinem Vorgänger und halb dahinter versteckt, zeigt das gnädige Geschenk eines Lebenszeitzusatzes, so schießt es ihr bei seinem Anblick durch den Kopf. Er wiederum ist ebenso schmal, und ragt grade, still und klar in den Morgenhimmel.
Dankbar prägt sie sich das Bild ein, und nimmt es in ihrem Herzen an und mit.
Erschöpft und ohne Pause erreicht sie am Vormittag ihr Ziel, um einiges früher als gedacht. Sie erledigt ihr Vorhaben, und nimmt rechtschaffen müde und erleichter das Angebot eines Kutschers für die Rückreise an. Glücklich kehrt sie heim und spürt bei Erreichen der Hütte eine wundervolle Erfüllung.
Geübt lässt sie ihn los, und trägt den Schmerz in einer Seitentasche mit sich.
Ein weiter Weg liegt vor ihr. Seit Tagen beschäftigt sie sich mit dieser Reise, legt nur die allernötigsten Dinge für ihr Tragetuch zurecht; ihr Tragetuch, das sie vorn auf der Hüfte gebunden mit sich trägt, um Schultern und Hände frei zu haben.
Sie ist froh, dass sie den Wald und seine harte Arbeit verlassen wird. Auch den Wolf wird sie nun nicht mehr sehen, sie werden sich nicht mehr über den Weg laufen. Beruhigt denkt sie an den neuen Ort, an dem sie zukünftig ihr Werk verrichten wird und so kann sie befreit und unbeschwert losgehen.
Am Tag ihres Aufbruchs erwacht sie früh, prüft den Himmel und entscheidet sich für die leichteste Kleidung, die sie besitzt. Sie trinkt Kaffee, legt sich den klein zusammengelegten Regenschutz und das Bauchtuch um die Mitte und wandert los.
Die ersten Meilen fliegen an ihr vorbei, der gewohnte Weg lässt ihren Gedanken freien, großen Raum. Unzugängliche Stellen umgeht sie geschickt und kommt so zügig voran. Ihre erste Rast legt sie spät ein, am Rande eines Ackers lässt sie sich nieder, im Schatten und auf einem Baumstumpf.
Genussvoll isst sie Brot und Ei, und trinkt viel von dem klaren, immer noch kühlen Wasser. Doch schnell eilt sie weiter, sucht und folgt weiter dem Fluss, denn vor ihr liegt die längste und schwerste Etappe ihres Weges. Mittlerweile brennt die Sonne, die noch nicht hoch am Himmel steht, und sie entledigt sich ihres Leibchens und ist froh über ihr Kopftuch, das ihr wenigstens geringen Schutz bietet.
Sie holt zu gleichmäßigen, forschen Schritten aus und durcheilt die Natur. Vögel kündigen sie erstaunt an, so als kennen sie keine Menschen, ein dunkelgefärbtes Eichhörnchen mit glänzendem Fell kreuzt direkt vor ihr den Pfad.
Später verbreitert sich der Weg wieder etwas und das Gehen gelingt besser, auch wenn sie zunehmend müder wird und ihre Füße spürt. Dennoch erreicht sie so schon am frühen Nachmittag das Einzugsgebiet der großen Bauernschaft, das ihr erstes Quartier sein soll. Nach und nach sieht sie mehr Gestalten auf den Feldern, Geräte und Fuhrwerke stehen an den Rändern der Weiden, vielleicht nur noch eine Stunde bis zum Ziel.
Glücklich erreicht sie bei strahlendem Sonnenschein die Ansammlung der Siedlungen. Sie streift sich ihr Leibchen über, wäscht sich am Brunnen Arme und Gesicht und kauft sich bei einem fliegenden Händler eine kühle Limonade - herrlich!
Ihre Herberge kennt sie bereits, schon früher hat sie hier für eine Schlafstatt bezahlt. Sie bezieht den kleinen, dunklen Raum mit dem sauberen Bett mit frischem Linnen und geht zurück ins Dorf. Ihre Füße schmerzen heftig, und die Beine und Waden wollen nicht so recht, wie sie will.
Bei einer Bäuerin erhält sie ein leckeres Mahl, das sie verschlingt und nicht ganz schafft, dazu ein großes kaltes Bier. Sie schlägt die Reste des guten Essens in Ölpapier ein und kehrt zurück in die Unterkunft. Dort wäscht sie gründlich einen Teil ihrer Kleidung und sich selbst und fällt dann erschöpft in das unberührte Bett.
Die Nacht ist unruhig, draußen herrschen Unwetter und Gewitter, Regen rauscht in Mengen und lässt sie immer wieder erwachen. Doch frühmorgens, sie ist erstaunt, ist sie erholt und wiederhergestellt und bereit für ihren Weg.
Die Feuerstelle nutzt sie für heißes Wasser und Kaffee, den sie genießt und in kleinen Schlückchen trinkt, um sich nicht zu verbrennen. Er lockt die letzten noch ruhenden Lebensgeister hervor und sie bricht gestärkt und beflügelt auf. Für ein paar Groschen erwirbt sie ein Frühstück und füllt ihre Wasservorräte am Brunnen auf. Sorglos und frei verlässt sie den Ort und erreicht schnell die offene Landschaft.
Der Himmel ist bedeckt und die Luft warm. Bienen summen um die Blüten des leuchtenden Klatschmohns herum und Mücken bilden kleine Wölkchen, die sie wegen der juckenden Stiche meidet. Sie durchwandert Wäldchen mit frischen Tannengerüchen, beobachtet Enten, Reiher, Falken, Bussarde und die vielen kleinen Vögel, die alle mit dem gleichen beschäftigt sind - ein Werben, Gezwitscher, Brutpflege um sie herum. Gleich morgens durchquert sie einen völlig zugewachsenen Teil, Schuhe und Hose werden gänzlich durchnässt von den hüfthohen Pflanzen und Gräsern, Nesseln verbrennen ihre Haut. Doch sie findet ihn wieder, den freien Pfad, prüft ständig die Richtung und meistert die Bedrängnis.
Diesmal gestaltet sie ihr Tempo etwas ruhiger, denn ihr Wanderabschnitt für den Tag ist etwas kleiner. So kann sie mehr schauen, und ihr Geist und ihr Herz finden Ruhe und Entlastung, mehr mit jedem Schritt, den sie tut.
Mittlerweile findet sich keine Wolke mehr am Himmel, das Leibchen ist längst im Gepäck verschwunden, und als sie ein Feld mit Erdbeerpflanzen passiert, legt sie eine lange, genussvolle Rast ein. Schuhe und Strümpfe kommen zum Trocknen in die Sonne, sie findet Entspannung auf einem umgelegten Baum und baut sich ein leckeres Buffet auf: zu den vielen gepflückten saftigen Beeren gibt es den Rest des Gekochten vom Vortag, ein Brot, ein Ei und frisches Wasser. Sie isst in Ruhe, sammelt ihre Kräfte, verweilt einige Zeit. Doch dann legt sie erneut die Strümpfe an, schlüpft in die Schuhe, geht ein paar steife Schritte zum Feld, erntet noch ein paar süße Früchte und setzt die Tour fort.
Durch die Hitze und die sengende Sonne stapft sie erneut ihrem Etappenpunkt entgegen, gleichmäßig, stoisch, klar, erfüllt von der Natur und einem schlichten Frieden. Sie wandert an Weiden mit jüngst geborenen Kälbchen vorbei, überquert mehrmals den Fluss -mal zeigt er sich rauh, meist aber breit und ruhig-, aber auch Bäche und einen großen Kanal, trifft nur sehr selten Menschen, geht auf im Moment und im Leben, ist unbeachteter Teil des Großen Ganzen.
Und wieder schon am frühen Nachmittag nähert sie sich der Ansiedlung mit ihrem nächsten Quartier. Von ferne schon sieht sie die Spitze eines mächtigen Kirchtums, erstaunlich für die winzige Ortschaft. Die Sonne verbrennt ihr schmerzhaft die Schultern, und sie legt sich zum Schutz das Hemd um. Die letzten Meter scheinen sich endlos hinzuziehen, und glücklich nimmt sie ein Sorbet an, dass Kinder am Dorfeingang feilbieten. Sie fällt auf eine Bank, verspeist die süße labende Speise, und glaubt, keinen Meter mehr gehen zu können.
Im Wirtshaus wird sie vorstellig und bekommt ihre Kammer zugewiesen. Waschgelegenheit und Wirtschaft sind komfortabel, und so kühlt und wäscht und erholt sie sich wunderbar. Frisches und vielfältiges Essen macht ihre Pause vollkommen.
Abends besucht sie die Kirche, kniet sich auf die kalten Felssteine des Bodens und dankt dem Schöpfer für ihre Gesundheit und die Schönheit dieser Tage. Sie entzündet ein Licht für die gläubigen Seelen und schlendert anschließend über den Gottesacker, betrachtet und studiert alle Inschriften und Gärten. Danach flaniert sie durch alle Gassen und kleine Alleen, betrachtet die Höfe und Katen der Landmänner und -frauen und Knechte und Mägde. Wieder trinkt sie ein kühles Met, bevor sie sich zeitig zur Ruhe legt.
So erwacht sie früh am letzten Tag ihrer Tour und verlässt grußlos das noch schlafende Haus. Das nahe Ziel beflügelt ihre Schritte, und ohne Vesper schreitet sie behende aus. Wieder ist der Himmel wolkenverhangen, und sie begrüßt die Kühle des Morgens.
Eine dünne, schwarze Schlange windet sich direkt vor ihren Füßen, am Kopf trägt sie eine seltsame weiße Zeichnung. Verschreckt und schnell schlängelt sich das ungewöhnliche Tier ins Unterholz, noch bevor sie es besser betrachten kann.
Ihr Blick fällt - fast ein wenig wie gelenkt, so denkt sie später - auf vier Bäume zu ihrer Linken, Birken sind es. Sie spürt, nein, sie weiß, es ist wie eine Eingebung, sicher und klar, sie sieht vor sich ihr Leben; ihre Lebenszeit wird dargestellt von diesen vier weiß umringten Hölzern. Der erste Baum ist schmal, leicht geneigt, er steht nicht gefestigt und scheint biegsam und schmächtig. Der zweite ist rank und stark, und hat eine zweigeteilte Krone, genau wie der dritte, der einen mächtigen Stamm und ein festes Fundament aufweist. Plötzlich wird ihr klar, dass sie durch den dritten Baum dargestellt wird, und ihr Lebenszeitpunkt sich an dieser Stelle findet. Der vierte Baum, den sie erst spät sehen kann, steht er doch dicht bei seinem Vorgänger und halb dahinter versteckt, zeigt das gnädige Geschenk eines Lebenszeitzusatzes, so schießt es ihr bei seinem Anblick durch den Kopf. Er wiederum ist ebenso schmal, und ragt grade, still und klar in den Morgenhimmel.
Dankbar prägt sie sich das Bild ein, und nimmt es in ihrem Herzen an und mit.
Erschöpft und ohne Pause erreicht sie am Vormittag ihr Ziel, um einiges früher als gedacht. Sie erledigt ihr Vorhaben, und nimmt rechtschaffen müde und erleichter das Angebot eines Kutschers für die Rückreise an. Glücklich kehrt sie heim und spürt bei Erreichen der Hütte eine wundervolle Erfüllung.
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