Donnerstag, 19. April 2018
ohne Feuer
Ein kalter Hauch streicht an ihr vorbei; sie sieht seinem unsichtbaren Schatten hinterher.

Ihr Band ist längst durchschnitten, nur noch die Erinnerung auf ihrer Haut ist, fast unmerklich, zurückgeblieben.

Er hat sich entschieden, für die Kälte, Rationalität, den regungslosen cut.

Sie bleibt zurück. Mittlerweile nicht mehr fassungslos, verletzt, nur noch dumpf, gezeichnet, ohne Feuer.

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Sonntag, 15. April 2018
volle Kraft voraus!
Mitten in der Nacht erwacht sie, es ist dunkel und still, friedlich und ruhig. Auf nackten Sohlen tappt sie durch die Hütte, und bemerkt später: Er war nicht in ihrem Kopf.

Er war nicht in ihrem Kopf!

Normalerweise scheint es immer, als warte er in ihrem Gehirn auf ihr Erwachen, immer ist er bereits da, noch bevor ihr Bewusstsein sich vollständig versammelt hat.

Es geht aufwärts. Sie lächelt. Endlich geht es aufwärts.

Dankbar und freudig beginnt sie den Tag. Lange Regenfäden fallen vor den Fenstern gerade herunter. Dennoch wird sie rausgehen, den Wald mit festen Stiefeln erobern und genießen.

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Dienstag, 10. April 2018
schlechte Tage
Es geht ihr nicht gut.

Ekliger, hinterhältiger, bösartiger Druck liegt auf ihrem Sein. Sie will sich freuen, kann es aber nicht.

Sie wartet und wartet, ihre Mundwinkel liegen starr, Trauer drückt auf ihr Herz. Sie spürt das Schlechte mit jeder Faser, findet den Ausgang nicht. Tags, während der Arbeit, lacht und scherzt sie, dann kommt die Einsamkeit.

Oft erwägt sie, einen anderen Mann zu suchen. Dagegen spräche nichts.

Mühsam sieht sie dem Tag entgegen.

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Sonntag, 8. April 2018
allein sein
Von Tag zu Tag bedrückt sie die Einsamkeit mehr.

Sie denkt oft, dass er es ist, der ihr fehlt, seine Person, aber ihr ist durchaus bewusst, dass das möglicherweise eine Illusion ist.

Es fehlt ihr ein Gegenüber, jemand, auf den sie sich beziehen kann.

Sie hat Sämereien ausgebracht, den Staub des Winters weggefegt. Das Licht und die Wärme haben ihr gutgetan. Die Stille und das Alleinsein lagern drückend auf allem.

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Montag, 2. April 2018
Vor dem Morgen
Immer wieder ersehnt sie sie, die Zukunft, zupft an ihr wie an Halmen und Blumen, die sich zieren, aus dem Boden zu wachsen, nennt sie Zukunft, meint aber die Liebe, das Pendant, das Glück, die Lebensbringerin.

Wieder ist sein Bild verblasst, und dennoch weiß sie, der Zeitpunkt ist noch nicht gekommen, noch ist es zu früh, die Halme würden reißen.

Es ist noch dunkel, doch die Vögel zwitschern bereits, durchdringend und klar, keinen Zweifel lassend an der Ankunft des Tages. Sie wird gleich nach Morgenanbruch in den Wald gehen, Holz sammeln für das Feuer am Abend.

Kaffee tropft in ihre Lebensadern, lockt sie, aufzuwachen - doch noch ist es nicht soweit.

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Sonntag, 1. April 2018
Denkfehler
Geschäftigt geht sie hin und her, putzt die Böden, die Kochstelle und das Waschhaus, bereitet sich ein Frühstück und denkt und liest.

Plötzlich bemerkt sie, dass es ein Irrtum war, zu ersehnen und anzustreben, ihn (endlich) zu vergessen. Sie spürt deutlich seine Anwesenheit, in ihrer Seele und in ihren Gedanken, doch - es tut gar nicht mehr weh.
Auch wünscht sie ihn nicht zurück, fühlt keine Wehmut, vermisst ihn nicht.

Überrascht erkennt sie ihren Denkfehler und lächelt. Dann wendet sie ihren Blick gen Zukunft und öffnet ihre Sinne.

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Warten auf Veränderung
Sie erwacht in vollkommenem Frieden und dem wunderbaren Schutz der Hütte, ausgeschlafen und erholt. Diese Stille, diese Ruhe, dieser Frieden sind ihr höchstes Gut, sie nimmt es immer wieder wahr und wird das nicht mehr hergeben.

Sie hält inne und spürt nach; wischt dann alle Gedanken weg.

Was weiß sie, was passieren wird.

Der große Meisenvogel bearbeitet heftig die hölzerne Futterstelle und hackt stereotyp darauf herum. Der Himmel schickt einen gleichbleibenden, unhörbaren Tröpfchenvorhang. Ein Fink oder ein Rotkehlchen sitzt auf der abgeknickten Spitze einer Tanne und kräht nervös in die Welt. Welche Botschaft regt ihn wohl so auf?

Sie genießt ihre Zeit und schiebt den Beginn des Tages noch etwas vor sich her.

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Samstag, 31. März 2018
fahl
Die Nacht spuckt sie hinein in einen gerundeten Tag. Wunderbare Ruhe und Ordnung, die Zeit quillt zäh und langsam aus der Uhr, sie gönnt sich Wärme und Lichter und heißen Kaffee.

Sie hatte Besuch vom geliebten und herzallerliebsten Kind der Schwester und ist tief erleichtert, dass ihre eigenen Kinder groß und bereits unterwegs in eigene Welten und Leben sind. Dankbar nimmt sie die Stille in sich auf und wird diese nicht mehr ändern - schon oft hatte sie diesen Gedanken.

Etwas fühlt sich fad an.

Liebe ist nicht da.

Sie kämmt ihr Haar in der Morgenluft aus und nimmt alles hin.

Sie wird backen und kochen für Gäste, es wird handfeste Speisen und Getränke geben und alle werden um ein ursprüngliches Feuer sitzen.

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Donnerstag, 29. März 2018
Hoffnungsaufflackern
Die Nacht trägt sie behutsam und liebevoll durch die schönsten Orte und Landstriche der Anderwelt; sie erwacht glücklich und erholt.

Am Vortag folgte er ihr, durch den halben Wald ging er ihr nach, und wartete geduldig (oder hartnäckig?), als er sie beschäftigt fand. Sie, sein Amlulett um den Hals tragend, lässt keinen Blick in ihre Augen zu, antwortet knapp und klar und entlässt ihn mit Macht und ohne sichtbare Regung.

Ein kurzes Briefchen kann sie sich sofort im Anschluss und spontan nicht verkneifen.

Sie hofft inständig, er hat nicht gut geschlafen, und steht mit einem glücklichen Lächeln auf.

Es wird schon werden, sagt sie sich vor.

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Sonntag, 25. März 2018
Abstand
Sie hat ihn ein wenig weiter weggeschoben, es war gelungen. Sie widersteht den meisten Gedanken und allen Impulsen, und das tut ihr gut.

Die Schmerzen sind nicht anwesend.

Es ist in Ordnung.

Der Frühling hält sich rücksichtsvoll im Hintergrund. Sie ist dankbar darum.

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Mittwoch, 21. März 2018
Punkt
Sie muss einfach annehmen, dass er vollkommen verschwunden ist, und dass es weh tut, weh tut.

Es ist einfach, wie es ist, es tut weh, Punkt.

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Montag, 19. März 2018
kein Verstehen
Er reicht ihr die Hand, freundlich und kurz, fast staccato, ohne Blick in ihre Augen.

Sie ist überrascht, erwägt eine Bewegung, antwortet ruhig, mit feinem, zurückhaltenden Lächeln.

Liebt sie ihn noch?

Was genau geht vor?

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Sonntag, 18. März 2018
Optionen
Die Aufgaben der Nacht liegen bewältigt hinter ihr, ebenso wie die Schwärze und die Betäubung. Neuer Mut hatte sie begleitet und gestärkt, wie jedesmal. Pläne zuckten und drängten und ließen keine Ruhe, und sie steht auf und legt ihre Hand vertrauensvoll in die dargebotene Hand des Tages.
Geschäftig läuft sie ihre ersten Wege durch ihr Heim, feuert an und setzt Wasser auf, zupft Blüten und vertrocknete Blätter aus ihrem Dschungel und spendet den Pflanzen das belebende Nass, sammelt das draußen davongeflogene Vogelhäuschen wieder auf und bietet den Vögeln ihr körniges Mahl.

Seit Stunden reißt und zerrt der Wind an ihrem Häuschen, brummt und kreischt abwechselnd und demonstrativ, tobt sich aus, wild und unbezähmbar. Doch gleichzeitig singt er ein fürsorgliches Lied, umfährt zärtlich die Mauern der Hütte und streicht ihr mit einer beruhigenden Melodie übers Haar.

Bedächtig und ihr zugetan hält der Frühling sich zurück und gewährt ihr die Schonfrist, um die sie ihn bittet.

Sie sitzt in ihrem Gefängnis und zum tausendsten Mal gehen ihr ihre Optionen durch das Herz. Sie bleibt stehen und verschließt ihr Herz fest, zu einem Mausoleum, sie versucht, aufzubrechen, immer wieder, egal wie oft sie zurückgeworfen wird, oder: sie wartet. Auf einen besseren Zeitpunkt, um die Entscheidung zu treffen. Auf das Signal des richtigen Moments, das sie erkennen wird, wenn es da ist.

Die kochend heiße schwarze Morgenflüssigkeit verbrennt fast ihre Zunge und Kehle, dringt in ihre Blutbahn ein und wandert alle Organe ab, weckend und liebend.

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Samstag, 17. März 2018
Schwärze
Später kommen die Tränen. Sie schluchzt, verzweifelt zucken ihre Schultern, wie ungezählte Male zuvor. Ein Ende ist nicht in Sicht, sie hat ihn verloren und pendelt zwischen Leben und Hades im Niemandsraum.

Nur der Frühling hält zu ihr, indem er sich zurückhält und sie nicht belästigt.

Draußen raunt und rast der eisige Wind. Sie sieht ruhig in die Trostlosigkeit hinaus und dankt ihr innerlich für ihre Gesellschaft.

Sie wartet auf die Dämmerung, geschundene Seele, wird sich betäuben, im Verborgenen, dem Abgrund entgegensinkend.

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Schwärze
Sie weiß nicht wohin. Der Schmerz liegt tief vergraben, sie schafft es auch gut, ihn in Schach zu halten.

Niemand will mehr hören, was sie fühlt.

Sie weiß nicht, wohin.

Sie will nicht ausgehen, sie will die Augen schließen, sie ist müde, sie sieht keinen Ausweg.

Wohin? Wohin?

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Mittwoch, 14. März 2018
Zeitqualität
Sie spürt die Heilung, die Entfernung, die Güte der Zeit.

Ihr Haar glänzt, und es wird langsam und auf eine freudige Art wieder voller. Sie schüttelt es probehalber und versucht ein vorsichtiges Lächeln.

Dann richtet sie sich her, so hübsch sie kann. So will sie es.

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