Mittwoch, 18. Oktober 2017
Hoheit
Sacht und gleichzeitig klar holt sie sich die Hoheit über ihr Leben zurück. Dabei verleugnet sie nichts und wertet niemanden ab.

Ihr spähender Blick wandert majestetisch und verborgen vor fremden Augen über das Ergebnis.

Dann wendet sie sich ab, langsam, gewollt, und geht zum Tanzen.

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Talsohle vor oder hinter ihr?
Sie fängt sich und Freude auf den Tag bemächtigt sich ihres Herzens. Erleichtert heißt sie sie willkommen.

Sie wird alles durchlaufen, die gesamte Trauer, sie wird nichts auslassen. Und irgendwann, das weiß sie, wird alles hinter ihr liegen, zurückbleiben, nicht mehr schmerzen, eine schöne Erinnerung.

Das Amulett bleibt im Kasten, das hilft ihr grad. Sorgfältig kämmt sie ihr Haar und kleidet sich an.

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feuerlos
Ruhig und in Abwesenheit von Freude denkt sie in der Nacht an ihn. Stunde um Stunde. Es fließt kein Drama durch ihre Adern, einfach macht sich Kraftlosigkeit breit, sie weiß sich nicht zu helfen.

Sie wird aufstehen, die Hütte ist wohlgeordnet, morgens in der Gemeinschaft wird jeder nett grüßen und sie wird aufgeräumt und fröhlich zurückgrüßen.

Sie spürt die restliche Hoffnung in sich, mag sie nicht schelten, sieht
n i c h t s , wohin sich die Hoffnung wenden könnte. Freudlos besieht sie ihre Reichtümer, erfühlt ihr goldenes, stumpfes Wesen.

Das wird einige Zeit andauern. So beginnt sie ihren Weg. Mit dem nächsten Schritt.

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Dienstag, 17. Oktober 2017
unterwegs
Bevor es ganz dunkel wird, macht sie sich auf den Weg nach draußen. Sie läuft los, in den Wald, wieder heraus, an den Feldern entlang, später über den breiten Weg und wieder heimwärts.

Ihr Weg liegt klar und leuchtend vor ihr, der äußere und der innere. Der Schmerz begleitet sie, fein, konstant, wie ein unsichtbarer, dumpfer Gefährte. Sie lässt ihn gewähren, nickt ihm stumm zu, setzt ihren Weg fort.

Vor ihr sieht sie den seidigen Glanz der Hoffnung, vielleicht einige Tagesreisen entfernt.

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so ist es gut
Sie wankt ein wenig hin und her, ihr Magen macht eine kleine Reise in eine andere Richtung. Sie folgt ihm und fängt ihn liebevoll ein, bettet ihn an seine gewohnte Stelle und besinnt sich auf sich selbst.

Ja, sie liebt, und nein, das ist nicht beschämend.

Sie wird sich nicht verbiegen und nicht verleugnen. Sie wird grade stehen und still sein.

Sie beschließt, nicht zu leiden, der Schmerz geht und sie bleibt leicht mitgenommen zurück. Vor ihrem Fenster hängt die Spinne, regungslos in der Dämmerung.

So findet sie zurück zu sich selbst, so ist es gut.

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Sonntag, 15. Oktober 2017
Entlohnung
Alle Tränen scheinen geweint.

Der Morgen beginnt mit dem Versprechen einer beispiellosen Klarheit. Sie wird laufen, durch die Natur, wie so oft. Und etwas wird anders sein.

Für einen kurzen Moment hatte sie gesehen, was sie da tut, was sie jahrelang getan hat. Und in der einen, kleinen Frist sah sie, dass es nicht gut ist. Sie muss nicht darauf hoffen, dass sie geliebt wird. Das ist nur eine Wiederholung aus Zeiten mit dem alten Mütterchen.

Und indem sich der Nebel hob, und wenn es auch nur für den Bruchteil einer Sekunde war, explodierte die Freiheit in ihr. Leicht wie eine Amazone entstieg sie der Asche, klopfte sich ab und öffnete den überraschten Blick.

War es so einfach?

Noch ist sie zurückhaltend. Noch erwartet sie die Rückkehr von Gefängnis und Gebundenheit. Auch wenn sie ahnt: Wärter und Aufseher sind nur Marionetten der langen Schatten des Gestern, Hüllen, deren lebendige Inhalte sie selbst eingefüllt hat.

Sie beschließt, sich nicht in vorauseilendem Gehorsam zu ängstigen, legt die ihr zur Verfügung stehenden Waffen in Griffweite, schüttelt die Haarmähne, lacht und beginnt auch diesen Tag.

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Samstag, 14. Oktober 2017
Tränen bilden langsam eine Lache zu ihren Füßen, mehr und mehr wird ein See daraus. Das salzige Wasser schwillt an zu einem Meer, umspült ihre Fesseln, zieht den Sand unter ihren Fußsohlen hinweg, sie versinkt, gibt sich hin, überlässt sich dem Ozean, geht unter.

Dass sie gewusst hatte, dass es so kommen würde und sich so anfühlen würde, macht keinen Unterschied.

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nichts
Ihre Gedanken rattern. Was soll sie tun mit ihrem Leben? Bittet sie ihn um einen Stein?

Bei allem, was auf sie einprasselt, kommt sie immer wieder an denselben Punkt: Sie wird nichts beschleunigen. Dazu ist sowieso niemand in der Lage, und außerdem will sie es nicht.

Bewegungslos verharrt sie auf der Stelle.


Edit: Später 'sieht' sie: wenn sie ihn liebt, muss sie ihn gehenlassen. Nicht ihr eigenes Wünschen an die erste Stelle stellen, ihn loslassen, glücklich werden lassen.

So öffnet sie Herz und Hände und lässt alles los.

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Ende der Nacht
Auch diese Nacht wurde überstanden. Die Tränen waren weitergewandert, zum nächsten Leid. Die Trauer blieb sitzen.

Sie steht auf in der Stille und durchbricht diese nicht. Gefasst legt sie ihr Amulett um, verhakt die Schließe, streicht bedachtsam über ihren Hals.

Viele Pläne müssen erfüllt werden, und so beginnt sie ihr Leben.

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Freitag, 13. Oktober 2017
Geste
Sie erledigt die gewohnten Handgriffe, wischt hier und da über die geschrubbten Flächen, geht dann zum Reigen, wo sie sich wie oft mit den Arbeiterinnen zum Tanzen trifft.

Als sie den Heimweg antreten will, kommt eine stille Frau zu ihr herüber und drückt ihr ein kleines Päckchen in die Hand, ein eingewickeltes Kuchenstück. Einen Moment lang streifen sich ihre Handrücken, ein fürsorglicher Blick trifft ihre Augen. Dann senken sich die Lider wieder und die Gestalt wendet sich ab.

Sofort rollen die Tränen wieder. Sorgsam trägt sie den Kuchen und hütet die Zuwendung.

Sie liebt ihn. Sie misst ihn nicht, wünscht nichts, spürt nichts, liebt ihn.

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Grund
Er verlässt sie, Tag für Tag, Stunde um Stunde, erneut in jeder Minute und in jeder Sekunde.

Immer wieder weint sie heftig.

Unbeholfen und barfüßig tappt sie durch die Zeit. Niemals lässt sie etwas anderes als feine Richtigkeit zu.

Nach dem Weinen ruht ihre erschöpfte Seele, oft am Grund liegend. Sie selbst bewegt sich nicht.

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Donnerstag, 12. Oktober 2017
kleines Herz
Bewusstsein krabbelt in ihren Kopf, und er ist schon da. Wie jeden Morgen beseelt er ihr Denken, ihr Herz, streicheln seine Sinne über ihre Haut. Sie bleibt liegen, resigniert, ruhig, still.

Sie wartet. Sie wartet auf das Ende dieser Episode und ihrer Gefühle. Gleichzeitig wartet sie immer noch auf seine mögliche Rückkehr. Sie ahnt, dass das noch einige Zeit so andauern wird. Die Schmerzen hat sie abgespalten. So ist das Leben für sie möglich, dennoch hofft sie auf ein Ende.

Sein Amulett hat sie abgelegt in dem Wissen, dass das nichts ändert.

Manchmal erwägt und befürchtet sie, dass er ihren Kopf und ihren Mittelpunkt nie verlässt. Sie richtet sich darauf ein und fühlt sich hilflos. Werden wenigstens Schmerz und Sehnsucht gehen? Wird sie sich abfinden und die Hoffnung davonfliegen lassen? Ist sie sehr dumm? Sie wünscht sich Linderung und senkt ihren Kopf.

Edit.
Später sagt sie sich vor: sie wünscht sich, dass sie ihn nicht mehr wünscht. Und es stimmt, ein Teil von ihr wünscht sich das wirklich. Es tut ihr absolut nicht gut, einen Mann zu wünschen, der sie nicht will. Was stimmt mit diesem Teil in ihr nicht, der ihn so sehr ersehnt, diesen Menschen, der nicht bei und mit ihr sein möchte?

Wahrscheinlich ist es gar nicht so schlimm, beruhigt sie sich selbst, die richtige Idee wird ihr bald einfallen. Mit etwas leichterem Herz und neuer Hoffnung geht sie weiter, wappnet sich, den Blick zielgerichtet und zuversichtlich nach vorn schickend.

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Sonntag, 8. Oktober 2017
Später sitzt sie in Decken eingewickelt in der freundlichen Dunkelheit der herbstlichen Nacht. In ihrem Herzen herrscht Frieden, und sie beschließt, nichts zu tun.

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Wasser
Das mächtige Wasser des Stroms des Lebens gleitet gemächlich und ebenmäßig durch sein Bett. Sie hockt an seinem Ufer, kaut an einem Grashalm und lässt ihren Blick eintauchen in die blassblauen Tiefen der Fluten.

Heute besucht sie die alte Mutter am Rande der weiten, einsamen Ebenen. Sie erkennt die Schönheit und Unverwundbarkeit des Alters und verliert ihre Angst und Scheu.

Abends betrachtet sie sein Amulett auf ihrer leicht verknitterten Haut und ihre Liebe zu ihm. Ausgesöhnt und sicher lässt sie ihren Atem frei und ruht aus.

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Freitag, 6. Oktober 2017
alle Tage
Alle Tage gleiten an ihr vorbei.

Sie steht auf, trinkt schwarzen Kaffee, richtet ihr Haar und legt sein Amulett um, verrichtet ihr schweres Tagewerk, kehrt heim und geht niemals spät schlafen.

Welchen Gedanken sie auch hegt, und auch wenn sie sich jemand an ihre Seite wünscht - und vielleicht gäbe es den einen oder anderen, der dort sein könnte - sie landet immer am gleichen Punkt.

Das Alleinsein fühlt sich am besten an. Wenn sie sich auf diesen Standpunkt zurückfallen lässt: Allein sein, allein bleiben, niemandem Einblick zu gewähren in ihr Innerstes, geht es ihr gut, spürt sie die Richtigkeit ihrer Haltung.

Ab und an spürt sie seine Anwesenheit in der Ferne, hebt nicht den Blick. Sie leugnet vor sich selbst nicht ihre Hoffnung seiner Rückkehr, und nimmt ihr somit die Macht.

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Dienstag, 3. Oktober 2017
ruhige Zeit
Ein paar schöne, freie Tage liegen hinter ihr, die ihr gut getan haben.

Sie ist nicht mehr so belastbar, das hat sie nun schon oft gemerkt, und fast ein bisschen erleichtert reduziert sie ihre Arbeit, so oft sie kann.

Und auch mit Menschen kommt sie nicht mehr so gut aus. Mehrere Menschen über den ganzen Tag um sich zu haben verlangt ihr Kraft ab. Heute ist sie gern allein.

Sie kocht sich schwarzen, starken Kaffee, lässt das Tirilieren der Vögel in ihre Ohrmuscheln, zündet sich Kerzen an, kuschelt sich in 1.000 seidene und hübsche Kissen und versinkt in einer Geschichte.

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Sonntag, 1. Oktober 2017
fließender Mantel
Eine Zauberhülle hat sich über die Hütte gelegt. Seidige Lagen aus Nebeltüchern umhüllen ihr Heim, eine wie die andere durchscheinend. Doch nach den ersten Hauchsegeln ahnt man nur noch wenig von der Welt hinter ihnen.

Sie beginnt früh, kocht und wäscht, spült ihr Haar, trinkt Kaffee.

Ihr Herz ist aus Stein.

Jedesmal, wenn sich der Aspekt des Fliehens anschleicht, schüttelt sie freudlos den Kopf.

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Samstag, 30. September 2017
kein Fortkommen
Sie steht mit ihrer forschen Tasse Kaffee in der Tür ihrer Hütte. Draußen wartet die prallste Natur auf sie und überrascht sie mit einer Fülle von Herrlichkeit. Alles hängt voll von Feuchtigkeit und die noch vom Sommer warme Luft riecht nach Tannennadeln, Laubbäumen und Fruchtbarkeit. Auf den Wiesen tanzen die letzten Herbsttupfen in gelb, rosé und weiß. Der Himmel sieht mit hellen Grautönen auf die Welt hinab und hat augenscheinlich seinen Wohlgefallen an allem.

Nach der harten und fordernden Arbeit der Woche kehrte sie gestern zurück in eine kalte, dunkle Hütte, die sie nicht in Empfang nahm und ihre Seele abwies. Sie fühlte sich leer und erschöpft, einsam und hilflos. Druck und Verzweiflung lösten sich schwer und heftig, und sie bat ihren Lebensmann um Hilfe. Er kam und hob sie auf, sie wanderten zum Wirt, dort sorgte er für Speise und Wein, und sie genossen gemeinsam die laue, späte Sommernacht. Um sie herum saßen nur junge Leute, und sie, die vertraute Gemeinschaft, schwiegen.

Wieder rollen ihre Tränen.

Sie ist einsam. Was soll sie tun? Wielange muss sie noch an dieser unbestellten, zu verfluchenden Stelle stehen bleiben?

Sie kennt keine Antwort. Sie ist so vieler Fragen gewachsen, sie hat sehr viele kluge Gedanken, und vor dieser Wand steht sie wie ein erstauntes Kind.

Resigniert wischt sie sich durchs verweinte Gesicht und beginnt, alle Dinge der Hütte zu ordnen und zu säubern.

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Donnerstag, 28. September 2017
Vorfreude
Am Rand der Welt versucht der Himmel, sich altrosa einzufärben, doch dicke graue Wetterherren lassen die Sonne in einer anderen Wirklichkeit aufgehen.

Sie ist müde und ein wenig zerschlagen, doch das regelmäßige Tanzen hält ihren Körper biegsam und beweglich - das tut ihr gut und lässt Schmerzen und Erschöpfung verschwinden.

Geduldig und ergeben trägt sie ihn in ihrem Herzen in den Tag. Wieder und wieder.

Sie freut sich auf ihre Pause, aufs Reisen und Wandern; bei diesem Gedanken leuchten ihre Augen auf und sie lacht und heißt das Leben willkommen!

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Mittwoch, 27. September 2017
zaghafter Herbst
Eine gute Nacht liegt hinter ihr, viel besser als die anderen Nächte. Die herbstliche große Arbeitsbelastung macht ihr zu schaffen, ihre Seele windet sich unter dem Druck und ihr Selbst höhlt aus. Aber - sie wird eine Pause bekommen, in drei Wochen schon.

Sie strafft den Rücken und macht sich an das letzte Gemüse, um es zu schnippeln und einzukochen.

Die Äpfel leuchten gülden an den Bäumen. Ein erstes Eichhörnchen huscht an einem Stamm hinauf, hält inne, blickt in ihr Fenster, um dann so schnell wegzuhuschen, dass sie meint, es hätte sich aufgelöst.

Sie ist allein. Da sie sich ihm angeschlossen hat, folgt sie ihm auch in seinem 'Nein' und nimmt das Alleinsein an.

In ihrer Pause wird sie wandern. Mindestens eine Million Landmeilen beabsichtigt sie zu laufen, darauf freut sie sich!

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Freitag, 22. September 2017
ohne Glanz
Sie ist früh zu Bett gegangen und sehr früh erwacht. Bei starkem Kaffee sitzt sie in der Nähe des Ofens, dessen Feuer heller ist als die Ahnung des Morgenrots am Horizont.

Sie ist allein. Es ist in Ordnung.

Ihre Gefühle für ihn sind in ihr drin, still, ruhig, zurückhaltend, präsent.

Sie hat ihre Pläne fürs Morgen, Übermorgen und die Tage danach klar vor Augen, ihr Schritt ist sicher und stetig.

Vor dem Fenster geht die Spinne, von der sie bereits den gesamten Sommer begleitet wird, ihren Aufgaben nach. Wegen dieser Spinne und noch weiteren vor den anderen Fenstern hat sie das Fensterputzen immer wieder verschoben.

Ein wenig fürchtet sie die lichtlose Zeit, die vor ihr liegt. Sie denkt an die Gänge durch den Wald, an die vielen dunklen Stunden, die nur erhellt werden von dem Glauben an den erneuten Wandel, die Hoffnung auf Frühling und Sommer.

Sie ist allein.

Der Tag beginnt.

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