Freitag, 9. Dezember 2016
das Band
Das unsichtbare, durchscheinende, neblige Band zwischen ihnen nimmt Farbe und Form an. Meist glitzert und schillert es diffus goldern oder silbern, wie in einem Traum oder einem Gedanken, manchmal aber strahlt es auch fest und rot, dass sie es kaum glauben kann.

Sie wiegt sich nie in Sicherheit und achtet peinlich genau darauf, zu jeder Zeit autark und allein stehen zu können. Gleichzeitig öffnet sie sich ihm gegenüber sehr bewusst, macht sich verletzlich, bietet ihm ihr Herz.

Er betrachtet es, genießt seinen Anblick, achtet den Moment.

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Dienstag, 6. Dezember 2016
Küsse
In ihrer Nacht hatte er sie ausgefragt: welche Vorlieben sie hat, was sie besonders gern mag, was sie liebt. Sie hatte ihm bereitwillig auf seine immer wiederkehrenden Nachfragen geantwortet. Sie liebt diese gewisse Sorte von Beeren, sie mag Nachrichten und Gespräche, sie liebt es, ihn hier und da zu treffen, sie liebt seine Küsse.

Als sie heimkehrt findet sie eben diese Beeren auf ihrem Fenstersims. Am Tag war er ihr immer wieder, wie zufällig über den Weg gelaufen. Seine Blicke ruhten dann, manchmal aus seinen halbgeschlossenen Augen, auf ihr. Nachrichten waren zwischen ihnen hin und her gewechselt.

Das Plaid war sehr dicht und wärmend geworden und fast fertig. Der bunt bestickte Bezug war gewaschen und hing draußen. Er war hart gefroren und sie holte ihn schnell rein, so dass er drinnen weitertrocknen konnte.

Er würde ihr noch viele Küsse schenken. Sie unterdrückte den Impuls, eine weitere Nachricht zu schicken und hielt sich an die unausgesprochenen Regeln.

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3. Winter
Gedankenverloren schüttelt und ordnet sie alle Decken und Kissen. Früher waren diese Tage nach seinem Besuch leer und kalt für sie, sie fühlte sich allein und verlassen. Nun trägt sie ein warmes und sicheres Versprechen in sich. Er wird wiederkommen. Und auch wenn er irgendwann einmal nicht wiederkommt, wird sie die die kluge und erfüllende Weisheit der Liebe in sich behalten.

Sie beginnt, neue Felle und Tücher zu einem großen, superkuscheligen und warmen Plaid zu verarbeiten.

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Montag, 5. Dezember 2016
tausend Mal
Er fällt mit der Tür ins Haus. Sie finden sofort zueinander und benötigen keine Zeit, in ihre Nähe einzutauchen. Schnell eröffnet er ihr, dass er erneut die Nacht bei ihr bleiben wird - und dieses Mal schläft er viel besser.

Morgens geht er nicht, auch als der Tag längst begonnen hat. Er hält sie, er hält sie tausend Mal.

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Sonntag, 4. Dezember 2016
ein gutes Herz
Der Winter war da. Vor der Hütte lagen unaufgeräumt verstreute Holzscheite und kleine Äste herum. Sie sammelte sie auf und schichtete sie direkt neben der Tür auf; sie würde sie in den nächsten Tagen verbrauchen, so muss sie nicht morgens früh in der Kälte über den Hof huschen. Ein kleiner Singvogel hatte sich auf eins der Holzstücke gesetzt und hackte lautstark darauf herum, ihm ließ sie das Vergnügen. Die anderen Vögel sausten um sie herum und pickten die Brotkrumen und Gebäckreste, die sie ihnen hingelegt hatte.

Manchmal wanderte ihr Blick in die Ferne, und immer achtete ihr Ohr aufmerksam auf jedes Geräusch. Einmal, tatsächlich, näherte sich jemand. Er war es nicht, sie erwartete ihn auch gar nicht. Eine Nachbarin kam, sie brachte wohlschmeckende, mit fremdländischen Zutaten gewürzte Suppe und neue Nachrichten. Sie saßen am Tisch, aßen gemeinsam und redeten lange. Abends öffneten sie einen Wein, besprachen die Pläne fürs neue Jahr und genossen den gemütlichen, geborgenen Moment.

Sie musste ein ausreichend gutes Herz haben, dachte sie später bei sich. Wenn solche Begegnungen mit solchen Personen stattfinden konnten, musste sie ein ausreichend gutes Herz haben.

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Samstag, 3. Dezember 2016
Leben
Sie werkelt vor sich hin. Später erledigt sie ihre Post, legt Geld zurecht für den Holzbauern, den Gemüsehändler im Dorf, den Jäger. Sie hat auch etwas übrig für zwei ärmere Familien, und legt etwas Gebäck und einen kleinen Schinken dazu.

Im Dorf finden grade ständig Geselligkeiten statt. Wieder einmal bemerkt sie, dass sie nicht dazu gehört, nicht dazu gehören will. Die Menschen, insbesondere viele auf einmal, machen ihr Angst. Sie ist lieber allein, sie ist anders als die anderen.

Er war nicht gekommen. Irgendwo zwischen den Feldern, wo alle sich getroffen hatten, um Steine vom Land aufzulesen, hatten sie erneut Streit gehabt. Später, als sie längst zuhause war, schickte er ihr ein Briefchen und schrieb, dass er hofft, dass es ihr gut geht. Ungesagt blieben die Worte, dass er sich wünscht, dass sie ihn nicht verlässt; sie verstand seine Botschaft trotzdem. Sie würde ihn nicht verlassen, sie will ihn nicht verlassen.

Sie weiß, dass er nicht in der Lage und nicht willens ist, die Dinge auch einmal aus ihrer Postition zu betrachten. Ihm steht nur der Blick durch seine eigenen Linsen zu Verfügung. Sie nimmt die Realität an wie sie ist.

Sie weint etwas. Zeitgleich ist sie überhaupt nicht traurig.

Vor der Hütte strahlt die Sonne. Hell und gleichzeitig schwach, auch am Mittag ist der Rauhreif noch nicht geschmolzen. Die Gräser und Kräuter werden von einer filigranen Aura aus Eiskristallen umgeben. Trotz der Kälte reißt sie Türen und Fenster auf und heißt den Winter willkommen, genau wie das Leben.

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Dienstag, 29. November 2016
Kleine Pause
Draußen ist es stockdunkel und bitterkalt. Sie sieht als erstes nach dem Fuchs und findet ihn nicht sofort. Dann entdeckt sie ihn im Schuppen in einer Ecke, grün leuchten ihr seine Augen entgegen.

Sie wird diese Ecke isolierend ausstaffieren, gleich wenn es hell wird. Sie kehrt zurück in die Hütte und lässt die Tür einen Spalt offen stehen. Während sie anfeuert und Kaffee kocht, bemerkt sie, wie der Fuchs sich hineinstielt und unter der Bettstatt verkriecht.

Sie legt kräftig auf, bis das Feuer hell lodert, schnell wird die Hütte heimelig warm. Fix alle Kerzen angezündet - es breiten sich Frieden und Glück aus. Heute hat sie viel Arbeit. Sie wird waschen und die letzten Früchte einkochen, außerdem Vorbereitungen für ein deftiges Mahl treffen, das übermorgen ihrem Kind und ihr schmecken wird.

Er könnte heute oder in drei Tagen kommen. Es ist ihr nicht so wichtig, sie fühlt sich geborgen in seiner Liebe, die so anders ist. Leise singt sie vor sich hin.

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Montag, 28. November 2016
Blick nach vorn, Blick zurück
Sie lächelt, als sie beschließt, erneut Bilanz zu ziehen. Klar liegt auf der Hand, dass alle Entscheidungen der Vergangenheit richtig waren für sie. Sie spürt es fest und sicher, sie hadert nicht und ist zuversichtlich.

Der Blick nach vorn ist oft hart begrenzt und reicht nicht sehr weit, schnell verliert sich ihr Weg im Nebel. Denkt sie zurück, die letzten drei Jahre, erinnert sie sehr gut die große Unsicherheit, ihre eigene Überraschung, als sie die anstehende Veränderung realisiert.

Sie war den Weg gegangen, und sie ist reich geworden. Dafür ist sie sehr dankbar.

Der Tag gebärdet sich bereits ungeduldig und stampft unwillig mit den Füßen; sie eilt sich, ihn zu leben und krempelt ihre Ärmel auf.

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Sonntag, 27. November 2016
Leere
Zeitig verlässt sie die Hütte. Sie erledigt die letzten Handgriffe auf dem Land, dann ist alles verpackt, verräumt, gefegt. Der Winter kann kommen.

Heute sieht es noch nicht nach Winter aus, die Luft ist mild, als sie aufbricht, die strahlende Sonne wärmt ihr Gesicht. Der Fuchs folgt ihr in einigem Abstand. Den ganzen Tag stapft sie durch die Natur, hält hier und da an auf ein kurzes Gespräch oder einen erfrischenden Trunk. Nach Stunden erreicht sie den Fluss, sie setzt ihre Tour entlang seinem Ufer fort.

Frieden und Leere machen sich in ihr breit, diese Art von Leere, die gleichzeitig eine vollkommene Fülle bedeutet.

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Zwischenzeit
Sie hatte geschlafen wie ein Stein. Nun liegt der Tag vor ihr, jung und gespannt. Das erste Sonnenlicht versucht, die dichten Nebelschwaden zu durchkämpfen. Das Ergebnis ist eine diffuse, gräuliche Welt mit verwaschenen Konturen der umliegenden Dinge. Hier und da piepst wie probehalber ein Vogel.

Sie erledigt die eingeübten Handgriffe des Morgens wie im Halbschlaf. Langsam, mit einer heißen Tasse starkem Kaffee, erwacht ihr Gehirn und legt zeitgleich ihr Unterbewusstsein sanft schlafen. In dieser Zeit zwischen Tag und Nacht wandern viele Gedanken durch ihren Kopf. Einer dieser Gedanken weist sie finster darauf hin, dass ihr Herzensmann einfach kommt und geht, wie er will und sie ansonsten fern hält von sich. Erst überlegt sie, sich darüber zu ärgern. Später ergibt sie sich in ihre Liebe zu ihm und nimmt sie an. Sie liebt ihn. Ihre Gefühle stehen nicht direkt in Relation zu seinem Verhalten. Sie achtet auf sich und gewährt ihm keine Möglichkeit, sie zu verletzten.

Mittlerweile ist die Welt draußen weiß und milchig.

Sie befindet an der richtigen Stelle, das fühlt sie, und sie gibt sich mit diesem Gefühl zufrieden.

Eine lange Tour wartet heute auf sie. Noch ist es zu früh für den Aufbruch. Der Fuchs wird sie begleiten, denkt sie.

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Samstag, 26. November 2016
Reise in Welten am anderen Ende des Universums
In der Nacht arbeitete sie für die Gemeinschaft. Sie verband Wunden, putzte Nasen und Toiletten, tröstete einsame Menschen, ging im Moment auf, gab einen Teil von sich.

Sein Amulett lag warm auf ihrer Haut.

Am folgenden Tag bastelt und flicht sie Waren für den Markt, säubert die Hütte von Grund auf, kocht und backt, später begleitet sie zwei Nachbarn in das nächste Dorf. Abends knetet sie färbenden Pflanzenbrei in ihr Haar, bindet sich Tücher um den Kopf und kuschelt sich in ihre Felle und Decken. Sie wird tief schlafen.

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Freitag, 25. November 2016
ein paar Minuten
Er lässt ihr eine Nachricht überbringen, abends möchte er ein paar Minuten zu ihr kommen. Sie erschrickt.

Der Boden beginnt zu wanken, ihr wird übel. Sie kennt dieses Gefühl nur zu gut; es ist unangenehm. Ein paar Minuten? Kommt er nur kurz, um sie zu verlassen? Ihr zu sagen, er kommt nie wieder?

Trotz aller Bedrängnis und ihres Unwohlseins realisiert sie, dass sie zur Not bereit ist, ihn loszulassen. Und, dass sie insofern gut für sich sorgen kann, indem sie nicht zulässt, dass er in ihre Hütte eindringt und ihr wehtut. Nein, das lässt sie nicht zu.

Sie fragt nach. Er hat einfach nur nicht soviel Zeit.

Sie atmet auf. Stapft über den Hof zum Schuppen und holt Vorräte, kocht und backt ein wenig. Am frühen Abend trifft er ein, und bleibt bis tief in die Nacht. Er lacht sie an, und weiß, welche ängstlichen Gefühle sie hatte. Er trägt sie auf Händen, zum Schluss macht er noch zwei kleine Reparaturen für sie. Erneut macht sie nicht den Fehler, sich fremd zu fühlen an seiner Seite.

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Sonntag, 20. November 2016
Zukunft
Völlig durchnässt kehrt sie zurück. Der Fuchs, der sie begleitet hat, humpelt, scheinbar hat er sich etwas in eine Tatze getreten. Er lässt sie nicht an sich heran.

Schnell schiebt sie das Brot in die heiße Glut, zieht sich die nassen Sachen aus, kocht sich heißen Tee, zündet alle Kerzen an.

Sie wird einfach gar nichts tun. Wie schon so oft.

Mit dem dampfenden Teekrug in der Hand tritt sie vor die Hütte. Suchend gleitet ihr Blick den Horizont entlang.

Wann wird sie eintreffen, die Zukunft?

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Und, wenn sie es einfach versuchen würde? Erneut versuchen, ihn zu verlassen? Sie wehrt sich heftig gegen den Gedanken, sich zu fügen.

Draußen frischt der Herbstwind auf, er jagt Blätter durch die Luft. Der nahe Wald rauscht mächtig und wild.

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der Punkt
Ihre Gedanken und Empfindungen wandern wirr durch ihre Seele und hinterlassen ein schales Gefühl. Sie konnte sie nicht sortieren und ordnen, es war unmöglich. War es der Moment, zu dem sie erneut damit konfrontiert wurde, dass er sie doch nicht liebte, nicht lieben konnte?

Sie ist allein. Der Platz in ihrer Nähe ist frei; wenn ihn jemand anderes besetzte, verließe sie ihn. Würde sie ihn verlassen?

Eins ist jedenfalls klar. Sie verließ ihn nicht aus dem Grund nicht, weil kein anderer da war. Das würde im Umkehrschluss bedeuten, dass wenn sie jemand anderen finden würde, der an ihrer Seite sein würde, sie gedanklich an der Vergangenheit mit ihm klebenbleiben würde.

Sie musste also weiterhin stehenbleiben. Seinen Ring tragen. Ob er sie liebte oder nicht.

Wie oft war sie an diesem Punkt schon gewesen?

Sie macht sich fertig für eine kleine Wandertour. Auf der Truhe steht der fertige Brotteig, ihn wird sie nach ihrer Rückkehr in die Glut schieben und lecker knusprig backen. Sie streicht sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und seufzt.

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Samstag, 19. November 2016
Das Öffnen der Augen?
Sie hatten einen Disput, sie war etwas verletzt. Im Inneren leicht unsicher war sie nicht entschieden, wie sie damit umgehen will, so tut sie nichts.

Alles wird sich fügen, wie immer. Sie ist bereit für die Zukunft, so oder so.

Sie hat zwei Futterstellen für die Vögel eingerichtet. Sie füttert die Vögel und hat auch etwas für den Fuchs bereitgestellt. Das Feuer prasselt fleißig und eine glücklichmachende Wärme verbreitend. Heute abend könnte sie ausgehen; sie fühlt sich müde.

Sie wünscht sich Ansprache, Austauschmöglichkeit, ein Gegenüber. Ein Ziel. Immer wieder zieht sie in Erwägung, ihre Augen zu öffnen. Doch noch scheint ihr der richtige Moment nicht gekommen.

Sie wird einen Krankenbesuch abstatten, und das naheliegende Kloster wäre auch eine Möglichkeit, ihre Zeit gut einzusetzen. Sie kocht sich starken Kaffee.

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Freitag, 18. November 2016
Liebe
Eine tiefe Nacht liegt hinter ihr, in der sie weit weg war von allem und gefasst und erholt zurückkehrt in die Welt.

Sie blickt zurück auf den Weg der letzten Jahre. Bald jährt sich der Tag ihres ersten Kusses zum dritten Mal. Über weite Strecken hinweg glaubte sie, ihn immer mehr zu verlieren; viel Kampf und Qualen liegen hinter ihr. Sie ist jeden Schritt mit Überzeugung und entschiedenem Willen gegangen, der ihr selbst keinen Spielraum ließ.

Sie kann kaum glauben, an welchem Punkt sie jetzt steht und ängstigt sich plötzlich doch ein wenig. Ist alles echt, was sie erlebt? Wird es so bleiben können?

Längst weiß sie, dass nie etwas so bleiben kann, wie es ist. Sie hofft leise, dass es sich zum noch Besseren wendet und versucht gleichzeitig, auch annehmen zu können, ihn wieder zu verlieren. Erstmal darf sie allerdings seine Liebe genießen und genau damit wird sie jetzt beginnen.

Sie lächelt glücklich und startet den Tag.

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Donnerstag, 17. November 2016
Sie lieben sich
Sie hatte den Gedanken kaum zuende gedacht, da stand er gestern nacht mitten in ihrer Hütte. Groß, mächtig nahm er den Raum ein, breit lächelnd, wie selbstverständlich, schön. Er plumpste neben sie und nahm sie liebevoll in den Arm.

Sie lieben sich.

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