Samstag, 24. September 2022
Position
Es fällt ein leiser, feiner Regen, sein hintergründiges Zischen erfüllt die Welt und durch die weit geöffneten Fenster die Hütte. Die Luft ist noch warm, so dass sie kein Feuer entfacht.
Die Glut der Nacht reicht aus für heißes Wasser, aus dem sie sich den geliebten starken Sud braut.

Sie sitzt mit gekreuzten, nackten Beinen und einem leichten Plaid auf der mit Kissen und Fellen ausgelegten Bank, vor sich den dampfenden Krug, allein mit ihren Empfindungen. Wie bereits gestern morgen, als sie auch schon nicht ins Moor ging, nimmt sie ihr riesiges Glück und die allumfassende Fülle ihres Umfelds und ihrer Möglichkeiten wahr. Als jemand kürzlich das Thema aufbrachte, dachte sie anschließend darüber nach, ob sie gut sterben können wird.
Auch wenn sie ihre Lebensumstände liebt und genießt, auch wenn sie sich vom Herzen aus nicht vorstellen kann, sich von ihren Kindern loszureißen, glaubt sie, dass sie es schafft, sich in den Übergang zu fügen. Was wird danach sein? Wird der Kummer den Wechsel überdauern?
Sie weiß es nicht. Sie ist bereit und willens, das spürt sie.

Der Wolf fehlt ihr. Ohne die frühere Dramatik und ohne den schlimmen Druck der ersten Jahre spürt sie die Einzigartigkeit seiner Stellung in ihrem Herzen unverändert.
In den letzten Monaten konnte sie ihm nur einmal einen kleinen Laut - ein kurzer, emotionsloser Kommentar - entlocken, und auch sie verhält sich still. Täglich trägt sie sein Amulett, und täglich denkt sie an ihn, das ist noch nicht beendet.

Sie ist müde. Alle Pflichten und Mühen sind erledigt, die Zeit liegt geordnet und voller Chancen und Gabelungen vor ihr. Sie freut sich auf den Tag, sie ist froh über Stille und Leere und die Nichtanwesenheit von Menschen, nur den Wolf würde sie begrüßen, und das auch nur für eine begrenzte Zeit.
Es fällt ihr nicht schwer, auf diese begrenzte Zeit zu verzichten, so bemerkt sie plötzlich. Tatsächlich zucken ihre Schultern fast wie von allein, und ein winziges Lächeln bewegt die Winkel ihres Mundes - unmerklich für andere. Das Gefühl der Freundlichkeit und Freude setzt sich in ihrem Herzen, hält heiter und erwartungsvoll die Hand auf für Aufmerksamkeit und Zuwendung, und wie für einen Tee und Gebäck. Jetzt lächelt sie wirklich.

Der Kaffee hat sie erweckt. Sie gähnt und streckt sich, reibt sich über das Gesicht, und bleibt noch etwas sitzen.

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