Sonntag, 28. November 2021
Einzug des Heiligen
Eine gute und erholsame Nacht gibt sie frei, es war ein langer, tiefer Schlaf. Sie tappt im Dunklen hin und her, weicht Wäsche ein, feuert an und setzt Kaffeewasser auf, legt frisches, warm aufgerautes Linnen an und entzündet ein erstes Licht. Heiligkeit zieht ein.

Sie hat ihre nächtliche Arbeit bei den Kranken und Verwundeten wieder aufgenommen, nach einem turbulenten Jahr der Änderungen und ihrem nun vollendetem Wechsel ins Moor. Ihr Leben ist zurück, samt ihrer Hoheit über sich selbst, darüber ist sie froh. Alles hat gut geklappt und wurde mit Sicherheit von sorgenden Kräften gestärkt und gestützt.
Auch dem Wolf hat sie abgesagt, ohne Ankündigung in ihrer Hütte aufzutauchen. Eine erste Einladung hat er abgelehnt, eine weitere wird sie keinesfalls vor dem nächsten Jahr aussprechen.

Wenn überhaupt.

Sie vermisst ihn sehr, oder möglicherweise etwas anderes, das ist ihr noch nicht klar.
Nach ihrer Vermutung wurden ihren Zusammenkünfte unpersönlich, derart unpersönlich, dass sie währenddessen nicht ihren Diebstahl der Stunden vergessen konnte.

Wie auch immer. Sie hat ihm abgesagt, die Hütte gehört ihr allein.

Noch schaut sie täglich ins Körbchen, ob er sie umwirbt, um sie kämpft. Täglich bleibt das Körbchen still.

Noch ist sie müde von dem anstrengenden Werk der Nacht, sie wird ruhen, still sein, hin und her gehen, ruhen. Tief dankbar und befriedet betritt sie zögerlich den Tag.

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