Samstag, 23. Oktober 2021
gut und schlecht
Lange schläft sie in den wolkenverhangenen, ereignislosen Tag hinein. Dieser Herbstmorgen gibt sich trotz seiner farbigen Blätter und feuchten Kühle von seiner Stimmung her eher wie ein Spätsommertag, die zäh und langsamer vergehen als andere Tage, so als wäre alles unendlich lang und das Vergehen der Zeit ohne jeden Belang. Ein Handgriff hier und da, Linnen und Tücher in den Waschbottich zum Einweichen, heißer Kaffee - sie lässt sich Zeit, entzündet ein Licht und fügt sich ein in die gelassene, schleppende Weile.

Ein weiterer Versuch einer Ablösung vom Wolf ist vergangen. Sie probiert es hintergründig, versteckt, kann sich eine klare Konfrontation nicht vorstellen - und so ist es auch ein weiteres Mal. Anfangs ist sie guten Mutes, legt seinen Ring in ein Kästchen, und meint ihn in den Hintergrund rücken zu sehen. Doch die Tage, die vergehen, rücken ihn Stückchen für Stückchen zurück, und als er eintritt in die Hütte legt sie ihre Hand in seine und ihre Lippen verfließen zu eins.
Sie erzählt ihm alles, was sie gedacht und gefühlt hat, sie lieben sich warmherzig und sicher, und anderntags legt sie seinen Ring wieder an.

Die nicht stimmigen Gedanken schiebt sie - in Ermangelung einer Alternative - weg, und überlässt sich dem Leben, bereit für das Gute und für das Schlechte.

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