Samstag, 27. April 2019
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Sie betritt den Tag, leicht stolpernd und ein wenig trottelig wirkend; mit einer Grundtraurigkeit, mit der sie sich auch schlafen gelegt hat. Tief erschöpft von der vergangenen Woche drücken ihre Gedanken von innen an den Schädel, als wären es derer zuviele und als solle der Kopf bersten.

Ihre Hütte liegt friedlich da, die Helligkeit der Sommerfrische verheißenden Morgensonne quillt durch die weit geöffneten Fenster hinein. Gänsequäken dringt herüber, die Luft ist erfüllt von Vogelstimmen in allen Tonlagen. Das blutjunge Hellgrün der Laubbäume malt frische Flächen auf das flaschengrüne Antlitz des Waldes.

Sie beruhigt sich, nimmt die Schmerzen weniger wahr, plant, sich selbst zu umsorgen und zu schonen, ist dankbar für den Augenblick.

Tief drinnen sitzt der Stachel; sie vermisst den Wolf. Alle Fragen sind tausendmal gestellt und unbeantwortet, unbeantwortet.

Der Specht tschilpt vom Wald her, laut und kräftig, in den Moment hinein, ohne eben und gleich.

Sie steht auf und holt sich mehr Kaffee.

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